Wenn privilegierte Personen #Rassismus nicht verstehen:

Ich betreue eine Person auf Intensivstation. Sie gehört der Volksgruppe der Szinti und Roma an und ist aus der Ukraine geflüchtet. Die Familie ist in heller Aufregung. Ein paar von den jüngeren Männer sprechen ausreichend englisch um sich halbwegs zu verständigen, die Frauen fallen vor uns auf die Knie.
Sie sind furchtbar besorgt wie jede Familie die einen 1/

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lebensbedrohlich erkrankten Angehörigen auf Intensivstation liegen hat.
Wir haben einen Arzt der Ukrainisch spricht und mit ihnen die Aufklärung macht - über das was ist und das was wir weiter machen wollen.

Die Familie hat einen für uns ungewohnten Umgang mit der Situation. Man fasst alles an, man macht sich sorgen über die trockenen Lippen (was gerade nicht das Problem ist), man versteht nicht was wir tun 2/

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man kann die Angst und das Misstrauen geradezu mit Händen greifen.
Wie so häufig in solchen Situationen sind wir in der Klinik und auf der Intensivstation nicht gut im Umgang mit diesen Familien. Wir wollen unser System durchsetzen - und kollidieren da mit einem Jahrhunderte von Jahren alten Umgang mit kranken Familienmitgliedern - die Angehörigen wollen da sein - es passt nicht in unser Konzept - es stört unser Arbeiten und manchmal 3/
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gefährdet es auch die Patient*innen - gut gemeint aber unwissend.
Kurzum wir sind gestresst. Dies entlädt sich durchaus auch in rassistischen Stereotypen - man geht schon mit einer Abwehrhaltung auf die Angehörigen zu, diese spüren das und ihre Sorge und ihr Misstrauen wird noch größer. Sie vertrauen uns nicht.

als ich erwähne, dass es verständlich ist, dass sie misstrauisch sind ernte ich Verständnislosigkeit. 4/

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Diese Menschen waren seit Jahrhunderten verfolgt, diskriminiert, umgebracht, betrogen, verjagt. Ihre einzige Sicherheit ist sich auf sich selbst zu verlassen.
Jetzt sind sie in einem fremden Land in einem Krankenhaus. Sie werden ausgesperrt,
Den Arzt der ihre Muttersprache spricht fragen sie ob sie Medikamente besorgen sollen, oder ob alles da ist.
SO ist das in ihren Herkunftsländern gelaufen man hat ihre Angehörigen einfach nicht behandelt oder schlecht im Krankenhaus 5/
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und zwar unabhängig davon was man ihnen erzählt hat. Dieses BERECHTIGTE Misstrauen ist tief in der Gesellschaft verankert - das legen sie nicht ab, weil wir mal zwei Tage nett sind und Intensivtherapie machen.
Sie müssen sich von jeder Person wieder ein Bild machen ob sie der halbwegs vertrauen können. Dass sie immer rausgeschickt werden wenn man irgendwas macht ist nicht hilfreich. Dass Pflege vermeidet ins Zimmer zu gehen 6/
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wenn die Angehörigen da sind ist nicht hilfreich - denn es bestätigt das was sich befürchten: Da ist keiner der sich kümmert während in den anderen Zimmer die Leute ein und aus gehen.

Ich versuche dies eine*r Kolleg*in zu vermitteln.
Die Antwort: Ja ok, aber dann entscheide ich mich irgendwann zu vertrauen oder ich nehme meinen Angehörigen mit nach Hause.

Sorry - priveligierte weiße Person: So funktioniert das nicht 7/

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du bist dir des Privilegs dass du anständig behandelt wirst, dass du normalerweise nicht belogen wirst, dass deine Mutter natürlich im Krankenhaus anständig behandelt wird gar nicht bewußt. Dir geht es so gut, dass du nicht mal theoretisch darüber nachdenken magst was es heißen könnte immer in Sorge zu leben und ständig diskriminiert zu werden - du machst einfach mit und würdest von dir sagen, dass du natürlich nicht rassisitsch bist - dcoh bist du. 8/